Feriencamp auf der Baumfarm
Müde, erschöpft, rauchig vom Feuer, glücklich — So sind wir, 14 Jugendliche, zwei Mamas, einer der Wachmänner, Simon, Clara und ich, von der Shamba (Farm) ins Kinderdorf Mbigili zurückgekommen.
Das verlängerte Wochenende war von Anfang bis Ende ein Abenteuer und eine stärkende Erfahrung für die ganze Gruppe. In diesem Bericht möchte ich die Erlebnisse aus meiner Perspektive mit euch teilen.
Am Donnerstag hatte es dort, wo die Baumfarm liegt, stark geregnet, weshalb der Feldweg zwischen Hauptstraße und Shamba sehr matschig war, sodass das Auto stecken blieb. So konnten wir, die zweite Gruppe, nicht planmäßige am Donnerstag abgeholt werden. Weil wir aber schon auf halbem Weg waren, fuhren wir mit dem Landcruiser vom Kinderdorf weiter nach Wilolesi. Dort haben wir übernachtet und den größten Teil vom Freitag verbracht und darauf gewartet, abgeholt zu werden.
Gegen Abend war es dann endlich so weit. Die Reise ging nun erst richtig los.
Allein der Weg war schon ein Abenteuer. Durch den von den Reifen aufgewirbelten Staub fielen die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne. Erst als wir schon ein gutes Stück gefahren waren, die staubige Straße zwischendurch durch Asphalt ersetzt wurde, und es kurz vor Finsternis war (hier ist es ab 19 Uhr dunkel), wurde mir klar, dass wir nicht so bald das Camp erreichen würden. Ein paar Männer, die regelmäßig auf der Shamba arbeiten, sprangen plötzlich mit ins Auto. Wir hielten noch ein paar Mal, um Eimer oder einen Sack Reis einzusammeln. Wir hielten erneut an einem Haus, eine Art Bürgeramt in einem kleinen Village, wo Clara und ich uns ins Guest Book eintragen sollten.
Auf dem letzten Wegabschnitt mussten wir dann auch aussteigen, damit das Auto nicht wieder stecken bleibt und sind so durch die Dunkelheit gestapft und Schlammgruben ausgewichen, wobei es pausenlos auf und ab ging. Dann endlich erreichten wir das Camp. Es gab noch über dem Feuer gekochtes Essen und dann gingen wir alle schlafen in unseren Zelten und Clara in ihrer Hängematte. Die zwei Feuer brannten die ganzen Tage lang durch. Ansonsten wäre es viel zu kalt gewesen in unserem Camp im Schatten unter den Bäumen — vor allem nachts. Ich glaube, alle haben nachts in den Zelten gefroren trotz vieler Schichten Klamotten und Wolldecken. Hingegen dessen brannte die Sonne an den Tagen, wenn wir durch die bergige Landschaft streiften und auf den Feldern standen. Morgens, mittags und abends gab es Wali na Maharage (Reis mit Bohnen, ein sehr beliebtes tansanisches Gericht), am Morgen noch mit Chai (Tee, Frühstück) und manchmal mit Beilage.
Am Samstagmorgen bestaunte ich unsere Umgebung zum ersten Mal im Hellen. Unser Camp war am Rand eines Waldabschnittes neben einer großen Lichtung und dem Lauf eines Baches aufgebaut. Man musste das Wasser auf ein paar Holzbrettern überqueren, um von der Lichtung ins Camp zu kommen. Hin und wieder rutschte jemand aus und fiel in das flache aber kalte Wasser — amüsant für die anderen. Aus dem Bach bekamen wir sauberes Wasser zum Trinken, Kochen und Duschen. Geduscht wurde wie im Kinderdorf auch mit einem Eimer warmen Wasser und einem Krug. Dabei stand man auf dem weichen Waldboden umgeben von einem Sichtschutz aus Stöcken und Stoff, durch den ein paar Sonnenstrahlen fielen. Wir hatten eine Toilette ebenfalls mit einer Stöckerwand umgeben. Es fehlte eigentlich an nichts, abgesehen von Isomatten — denn der Boden war ein bisschen kalt und hart.
Samstag stellten sich erstmals alle Begleitpersonen vor, bevor wir dann damit anfingen uns ein Erklär-Video anzuschauen über verschiedene Baumarten, ihren Nutzen, das Einpflanzen und Baumfällen sowie die weitere Verarbeitung. Nach dem Chai ging es dann los mit dem Bäume-Pflanzen. Erstmal wanderten wir ein Stück zu dem bereits von Gestrüpp befreitem Abschnitt. Auf einem Hektar der insgesamt 81 Hektar der Baumfarm pflanzten wir dann 150 Zypressen und Kiefern. Obwohl die Regenzeit bereits zu Ende ist, würden es um die 70 Prozent der Sprösslinge schaffen. Ungefähr in acht Jahren könnten die Bäume dann schon “geerntet“ bzw. gefällt werden, sodass die Kinder, die in den nächsten Jahren wieder zur Shamba kommen, mitverfolgen werden, wie diese wachsen.
Wegen der späteren Ankunft im Camp hatten wir uns ziemlich schnell dazu entschieden, erst einen Tag später also am Montag wieder loszufahren. Somit hatten wir noch den ganzen Sonntag, an dem wir weitere Teile der riesigen Shamba erkundeten. An unserem letzten Abend gab es ein Festmahl: Ziegenfleisch mit Reis und Bohnen. Danach sogar frisches Popcorn. Die Erwachsenen erzählten vom Leben und predigten die Wichtigkeit von Bildung und Schule, aber auch von Miteinander und Gott. Alle anderen hörten aufmerksam zu. Ich für meinen Teil versuchte so viel wie möglich von den Konversationen (auf Swahili) zu verstehen, bevor ich für die letzte Nacht im Zelt verschwand.
Am Montagmorgen bauten wir nur noch das Camp ab, tranken zum letzten Mal Chai am Feuer und machten uns dann mit Sack und Pack auf den Rückweg. Im Kinderdorf angekommen, wurden wir freudig von den kleineren Kindern begrüßt. Müde waren wir alle, aber erst mal wurden natürlich die Geschichten von unserem gemeinsamen Abenteuer ausgepackt.
Am Abend fiel ich endlich in mein Bett — erschöpft, zufrieden und dankbar, vor allem für meine weiche Matratze.
Sommerliche Grüße aus dem kühleren Mbigili, Clara und Lotta
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