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Da, wo man sich zuhause fühlt, kommt man gerne hin zurück


Ich bin Lotta, studiere nun im dritten Semester Soziale Arbeit und habe 2022/2023 meinen Freiwilligendienst im Kinderdorf Mbigili gemacht. Mittlerweile knapp 1,5 Jahren später bin ich zurück nach Tansania und ins Kinderdorf gekommen, um hier im Rahmen meines Studiums ein achtwöchiges Praktikum zu machen. Wie sich die Rückkehr an den Ort, an dem ich in der Vergangenheit so viel über Tansania und vor allem über mich selber lernen durfte, angefühlt hat und welche neuen Erfahrungen ich dabei sammeln konnte, möchte ich gerne mit Ihnen teilen.


Seit meiner Rückkehr aus Tansania nach Deutschland im September 2023 habe ich mich gefragt, wann ich wohl wieder in den Flieger nach Tansania steigen würde und gehofft, dass dieser Tag nicht allzu weit in der Zukunft liegen würde. In Deutschland hat mich wenig an mein Leben in Tansania erinnert und kaum jemand konnte das Gewicht der Erfahrungen, die ich während meines Freiwilligendienstes gesammelt hatte, nachvollziehen. Die anderen (ehemaligen) Freiwilligen waren auch nicht in meiner Nähe und so kam ich holprig und schweren Herzens wieder in Deutschland an, wobei ich mich meistens sehr einsam fühlte. Die Zeit verging, ich fing an zu studieren und hatte langsam aber sicher das Gefühl, meinen Platz und das Richtige für mich gefunden zu haben. Auch mit meinem Freiwilligendienst hatte ich inzwischen abgeschlossenen. Doch jedes Mal, wenn ich Fotos aus dem Jahr anschaute oder ehemalige Mitfreiwillige zurück nach Tansania reisten, verspürte ich eine große Sehnsucht. Umso aufgeregter war ich, als ich hörte, dass ich in den Semesterferien vom Frühjahr 2025 ein Praktikum machen sollte, welches selbst organisiert auch im Ausland stattfinden könnte. Mein erster Gedanke: Tansania. Schnell entschied ich mich dazu, in Mbigili nachzufragen. So könnte ich im Kinderdorf alle wiedersehen - die Kinder, die Mamas sowie alle anderen Mitarbeitenden und gleichzeitig neue Eindrücke sammeln durch ein Praktikum bei den beiden Sozialarbeiterinnen im Kinderdorf. Meine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis von früher waren auch noch gültig und so sah ich es als die perfekte Gelegenheit. Nach wenigen finalen Telefonaten war es beschlossene Sache und ich buchte endlich meinen Flug.


Als ich Ende des Jahres 2024 dann wieder den Weg ins Kinderdorf entlangfuhr, realisierte ich langsam, dass ich nun wieder für zwei Monate Zuhause im Kinderdorf sein würde. Mittlerweile sind die zwei Monate meines Praktikums vorbei und auch meine Zeit in Tansania neigt sich dem Ende zu. Ich konnte alte Freundschaften wieder aufleben lassen, neue entstehen lassen und wir haben uns gemeinsam gefreut. Die Kinder sind noch genauso lebensfroh und humorvoll wie damals und werden super von den Freiwilligend und den Hausmamas betreut.

Es war eine neue, spannende und sehr wertvolle Erfahrung für mich, zu sehen und zu verstehen, wie Soziale Arbeit in Tansania funktioniert. Professionell gesehen ist die Soziale Arbeit hier noch ein sehr junges Berufsfeld, jedoch gibt es in der Gemeinschaft und vor allem in den Dörfern langetablierte und verlässliche Hilfsstrukturen, die auf Familie, Nachbarschaft und auf Kirche bzw. Glauben beruhen. Ich habe darüber Erzählungen gehört, aber nun vor allem auch mit eigenen Augen sehen können, wie sich die Menschen gegenseitig unter die Arme greifen. Ich konnte bei Hausbesuchen sowie bei Besuchen in Schulen und in Krankenhäusern dabei sein. Eine Bereicherung ist definitiv auch das HBC-Programm (Home Based Care), welches auch über das Kinderdorf finanziert und ermöglicht wird. Dabei wird den Kinder die Schulbildung ermöglicht und bei Bedürftigkeit eine Grundversorgung mit Lebensmitteln gewährleitet. In Tansania ist es leider so, dass viel mehr Menschen Unterstützung bräuchten, als dass es finanzielle Hilfen von staatlicher Seite aus gibt. Das Kinderdorf und das HBC Programm füllen eine Lücke im schwachen staatlichen Sozialsystem. Deswegen bin ich sehr froh, dass für die vielen Kinder im Kinderdorf Mbigili gesorgt ist.


Neben der Arbeit im Büro oder externen Besuchen hatte ich glücklicherweise auch noch zwischendurch die Zeit, mit den Kindern zu spielen, mit ihnen Hausaufgaben zu machen und mit den Mamas ins Gespräch zu kommen. Ein paar wenige Dinge haben sich seit meinem Freiwilligendienst doch verändert: Es gibt jetzt ein kleines Waschhaus hinter der Küche, natürlich sind die Kinder größer geworden und haben teilweise das Sprechen gelernt und es gibt auch ein paar neue Mitarbeitende. Es war schön, auch die vielen neuen Kinder, die in der Zwischenzeit ins Kinderdorf gekommen waren, kennenzulernen und zu sehen, dass sie sich dort inzwischen genauso wohl und zuhause fühlen. Alles in allem ist das Kinderdorf Mbigili noch so, wie ich es in Erinnerung hatte - einladend, friedlich und ein Zuhause. Glücklicherweise habe ich mich noch nicht ganz verabschieden müssen. Bevor es Anfang April für mich wieder zurück nach Deutschland geht, werde ich nochmal von meinen Reisen nach Iringa und auch ins Kinderdorf zurückkehren, um dann tatsächlich „Kwaheri“ (Lebe wohl) zu sagen. Ich frage mich schon, wann in der Zukunft danach der nächste glückliche Tag sein wird, an dem ich mich voller Vorfreude auf dem Weg nach Mbigili befinde.



Ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie dabei sind und dabei helfen, diesen Ort zu erhalten und zu gestalten.



Lotta Bruck

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