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Die Aidsproblematik

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AIDS in Tansania und der Region Iringa

Seit der Entdeckung der ersten Aidsfälle stieg die HIV-Verbreitung von 1,3% im Jahre 1985 und 7,2% im Jahre 1990 auf ca. 8,8% im Jahre 2003- mit weiterhin steigender Tendenz. Andere Schätzungen geben an, dass sie Infektionsrate die 10%-Schwelle bereits erreicht hat oder sogar schon über der 15% Marke liegt.

Der 2001 veröffentlichte UNICEF-Bericht zur Situation der Kinder in Tansania erwartete bis zum Jahr 2010 eine von 56 auf 47 Jahren sinkende durchschnittliche allgemeine Lebenserwartung. Nach Zahlen von UNAIDS/WHO ist diese Marke mit 46,5 Jahren bereits 2004 erreicht worden.

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In Tansania besonders betroffen sind die Regionen Kagera, Rukwa und Iringa. Hier findet sich die landesweit höchste Aids-Verbreitungsrate zwischen 10-20%.

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​Die Region Iringa wird von der großen internationalen Transitroute Dar es Salaam-Lusaka/Sambia durchquert-einer der Gründe für die hohe Infektionsrate, denn entlang solcher Adern des nationalen und internationalen Warenaustausches beschleunigt Prostitution erheblich die Ausbreitung des HIV-Erregers.

2008: Im District Kilolo - Mbigili gehört dazu – sind 50% aller getesteten Männer und Frauen HIV positiv.

Transit-Straße bei Iringa

Situation der von Aids betroffenen Familien und Kindern

Die Familie als Kern der tansanischen Gesellschaft ist durch die Aidsepidemie massiv bedroht. So verursacht ein Erkrankter in der Familie einen Einkommensverlust von 50%, vierfach gestiegende Gesundheitskosten und zusätzliche Pflegebelastung.

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UNAIDS ging im Jahre 2003 von insgesamt etwas 980.000 Waisenkindern in Tansania aus, während die internationale Hilfsorganisation OXFAM für das Jahr 2005 bereits von 2,5 Millionen Waisen spricht.

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In der tansanischen Gesellschaft gibt es Strategien, Waisen im direkten oder erweiterten Familienkreis aufzunehmen. Diese traditionellen Formen sind mehr oder weniger formal geordnet und ausgeprägt. Nicht selten müssen verwaiste Kinder von den Großeltern aufgenommen werden. Diese sind dann zwischen 50-70 Jahren alt und mit der Sorge für die Enkelkinder sowie der Erwirtschaftung des Lebensunterhaltes überfordert.

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Leider kommt es durch solche Arragements häufig zu Verletzungen der Rechte eines Kindes.

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Beinahe nie wird das Kind in die Entscheidung miteinbezogen, wo und mit wem es in Zukunft leben soll. Nicht selten sind außerdem folgende Missstände zu beobachten:

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  • Die Fürsorge von Verwandten oder Pflegeeltern ist oftmals schlechter als die für die leiblichen Kinder. Dies führt zu unzureichender Ernährung und Gesundheitsversorgung.

  • Pflegekinder sind in Erziehung und Schuldbildung den leiblichen Kindern nachgestellt

  • Ausbeutung der kindlichen Arbeitskraft

  • Jungen sind vor allem im urbanen Umfeld dem erhöhten Risiko ausgesetzt, eine Karriere als Straßenkind oder eine kriminelle Karriere zu beginnen
     

Mädchen werden in dieser Konstellation besonders benachteiligt:

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  • Ihnen wird häufig die Schuldbildung vollständig vorenthalten, und sie müssen sich als „House Girl“ verdingen

  • Früher sexueller Missbrauch und Ausbeutung führt zu irreparablen Schäden.

  • Bereits für sehr junge Mädchen im Alter von 9 Jahren ist Prostitution eine Überlebensstrategie, um ihrer extremen Armut zu entkommen. Dies erhöht wiederum das Risiko einer HIV-Infektion (4-6 mal höheres Infektionsrisiko gegenüber Jungen).
     

Trotz der beschriebenen Risiken und Mängel hat die traditionelle Vorgehensweise das Potential, mit verhältnismäßig geringem Aufwand eine Vielzahl von Waisenkindern erreichen zu können – wenn es gelingt, gesellschaftliche Kontrolle, materielle, organisatorische sowie pädagogische Unterstützung zu integrieren.

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500 Betreuungsplätze für 40.000 Kinder

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Legt man landesweite Schätzungen (2005) zu Grunde, so ergibt sich eine Zahl von ca. 40.000 Waisenkindern in der Region Iringa (1.5 Mio Einw.) von denen etwa 18.000 beide Elternteile verloren haben. Angesichts der momentanen Kapazitäten von ca. 500 Betreuungsplätzen wird der dringende Handlungsbedarf deutlich

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Unterstützung traditioneller Strategien

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Die flächendeckende Errichtung von Kinderbetreuungseinrichtungen ist im benötigten Ausmaß nicht finazier- und durchführbar. Die Organisationen UNAIDS und UNICEF empfehlen und befürworten Ansätze, Alleinerziehende und Pflegefamilien wirtschaftlich und pädagogisch zu unterstützen.

Waisenbetreuung und das sogenannte „Home Based Care“ können sich sinnvoll ergänzen. Besonders hervorzuheben ist die damit verbundene Vernetzung zwischen einer lokalen Betreuungseinrichtung und der anliegenden dörflichen Gemeinschaft. Je mehr wechselseitige Beziehungen hier verankert werden, desto nachhaltiger lassen sich beide Zweige von Waisenbetreuung betreiben.

Mehr zu diesem Konzept und seiner Umsetzung in unserem Kinderdorf können Sie unter „Ziele-Leitideen-Konzepte“ lesen.

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